Secondhand Beziehung

Secondhand Beziehung – Der gebrauchte Mann, das unbekannte Wesen

Wenn sich zwei ledige Singles zusammentun, ist alles neu, unbeschwert und aufregend. Die Zukunft fühlt sich an wie eine große, weiße Leinwand, auf der beide nach Herzenslust ihre gemeinsamen Pläne, Träume und Wünsche malen können. In fröhlichen Farben, ohne sich um »Altlasten« scheren zu müssen.

Leider werden diese schönen Ouvertüren immer seltener. Jedes Jahr lassen sich ca. 192.000 Paare scheiden. Davon sind 94.500 Eltern mindestens eines minderjährigen Kindes! Hinzu kommen jene Unverheirateten, die aus eheähnlichen Langzeitbeziehungen zurück auf den Singlemarkt gelangen. Dieser »Gebrauchtmarkt« wächst täglich. Die Chance ist demnach relativ groß, dass Sie sich in einen dieser Männer verlieben. 

Kinder, Kinder: glückliche Großfamilie oder »Patchwürg«?

Sind Sie gerade dabei, mit einem frisch getrennten oder geschiedenen Familienvater eine neue Beziehung aufzubauen? Dann haben Sie vielleicht bereits festgestellt, dass die Anfangs-Euphorie fehlt, die häufig einen Beziehungsanfang begleitet. Statt dessen finden Sie sich bereits vom ersten Tag an in sehr speziellen Paardynamiken wieder, die nicht nur Sie beide betreffen, sondern auch die Erstfamilie im Hintergrund. 

Um diese Dynamiken zu meistern, brauchen Sie viel Liebe und Verständnis. Sie müssen auch in der Lage sein, sich sehr weit zurückzunehmen, sobald es um die Kinder Ihres neuen Partners geht. Die Erstfamilie heißt nicht ohne Grund auch in Beziehungsforen und Psycho-Ratgebern so. Denn es ist nun einmal die Familie, mit der Ihr Partner für immer verbunden bleiben wird. Egal, wie weit Sie wegziehen oder wie konsequent die Trennung zwischen Mann und Frau vollzogen wurde. Eltern bleiben die beiden dennoch, und zwar ihr ganzes Leben lang. 

Diese Verbundenheit werden Sie jeden Tag spüren, wenn Sie mit diesem Mann zusammenleben. Ob Sie zu den Kindern der Erstfamilie nun eine freundschaftliche Beziehung aufbauen, die Zweitmutter spielen oder sich aus dem Familienleben Ihres Partners heraushalten, können Sie leider nicht allein entscheiden. Falls die Kinder Ihres Partners Sie aus unerfindlichen Gründen ablehnen, bringt es nichts, wenn Sie mit Gewalt ein gutes Verhältnis erzwingen wollen. Ebenso wäre es unfair, wenn die Kinder Ihres Partners Kontakt zu Ihnen suchen und Sie diesen abblocken würden. Hier gehen die Interessen der Kinder tatsächlich vor – auch wenn es nicht Ihre eigenen sind.

Gelegentlich werden die neuen Beziehungen des »Gebrauchten Mannes« von der Ex-Frau gezielt schlechtgemacht, um eine emotionale Annäherung zu den Kindern zu verhindern. Gegen diese Manipulationen und Spielchen können Sie nichts machen, sich nur damit arrangieren. Verlangen Sie bitte nicht von Ihrem Partner, dass er das Problem wegzaubert. So gerne er das vielleicht sogar täte, aber es ist unmöglich. Die Reihenfolge lautet: seine Kinder, seine Familie. Erst dann kommen Sie. 

Sie glauben, das sei schwierig? 

Dann schnallen Sie sich an, es geht noch schwieriger. Nämlich dann, wenn Sie selbst mit Ihrem neuen Partner in absehbarer Zeit Kinder haben möchten. Dann beginnt ein leiser, aber erbitterter Kampf um die väterliche Aufmerksamkeit. Die Kinder der Erstfamilie haben ein Recht auf ihren Vater, je nach Umgangsregel und vereinbartem Sorgerecht. Ihre eigenen Kinder verlangen nach einem Vater, der zu 100 Prozent für sie da ist. Was schon rein rechnerisch unmöglich ist. Und Sie? Richtig, da bleibt nicht viel Zeit für Paar-exklusive Aktivitäten. 

Manche Männer zerbrechen an diesem ständigen Druck und trennen sich wieder. Manche flüchten vor beiden Familien, stürzen sich in Affären oder stumpfen innerlich ab, distanzieren sich und erfüllen nur noch äußerlich das Rollenmuster vom perfekten Vater. 

So düster das alles klingt: Es gibt Licht am Horizont!

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